Fall der Mauer

Durch eine Aufhebung des Reiseverbots werden am 09.11.1989 in Berlin die Grenzen geöffnet.

In Berlin fällt die Mauer und mit ihr die DDR: „Wir sind das Volk“ (Slogan der DDR-Bevölkerung) und „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ (Gorbatschow zu Honecker) sind die vielleicht überlebenden Zitate dieses wichtigsten Herbstes Deutschlands. Der zunehmende Protest der DDR-Bürger ist durch die Staatsorgane nicht mehr kontrollierbar.
Am 11.9. konstituiert sich die Oppositionsgruppe „Neues Forum“ und fordert öffentlich „geordnete Verhältnisse, aber keine Bevormundung“. Sie wird für illegal erklärt, aber nicht zerschlagen. Seit diesem Tag gibt es in Leipzig die Montags-Demonstration, der auch mit Massenverhaftungen nicht mehr beizukommen ist. Es kam bereits seit dem Sommer zur Massenflucht von DDR-Bürgern über die traditionellen DDR-Urlaubsländer Ungarn und CSSR. Die Ungarn hindern sie seit dem 11.9. nicht daran, die Grenze nach Österreich zu überschreiten, in der CSSR wird die Deutsche Botschaft in Prag der dichtest besiedelte Platz der Erde. Außenminister Genscher erreicht für die Flüchtlinge die Ausreise-Erlaubnis in den Westen. Staats- und Parteichef Erich Honecker verliert die Unterstützung in den eigenen Reihen, als er die Entwicklung mit Gewalt aufhalten will. Kurt Masur, Kapellmeister des Gewandhausorchesters, spielt eine bedeutende Vermittlerrolle zwischen SED und Opposition.
Am 18.10. wird Honecker vom ZK der SED abgesetzt und durch Egon Krenz ersetzt. Sein Versuch, die SED mit Zugeständnissen an die Bevölkerung zu retten, scheitert. Auch ein Besuch bei Gorbatschow in Moskau am 31.10. rettet ihn nicht.
Am 4.11. versammeln sich 1 Mio Menschen in Ostberlin und fordern offen das Ende des Sozialismus. Als der Ministerrat der DDR schließlich am 9.11. abends gegen 19:00h über das Politbüromitglied Günter Schabowski in einer vom Fernsehen live übertragenen Pressekonferenz die Reisefreiheit von DDR-Bürgern ohne Visumszwang erklären lässt, denkt die SED an eine allgemeine Reise-Erleichterung. Um 22:00h steuern Tausende von DDR-Bürgern die Übergangsstellen an, Paßfotografen und Grenzpolizisten machen Sonderschicht. Um 23:14h kapituliert die DDR-Grenzpolizei vor dem Ansturm der Massen und öffnet einfach die Schlagbäume. Eine Grenzabfertigung wird zwar am folgenden 10.11. erneut versucht, jedoch bald wieder aufgegeben. Die deutsch-deutsche Grenze ist Vergangenheit. Die Besucher aus der DDR werden im Westen euphorisch empfangen.
Am 11.11. befinden sich bereits 3 Mio DDR-Bürger zu Besuch auf westdeutschem Boden und nehmen DM 100,- an Begrüßungsgeld entgegen. Die SED-Führungsspitze wird durch die eigene Parteibasis entmachtet, als das Ausmaß an Korruption und persönlicher Bereicherung der letzten 40 Jahre im Laufe des November ermittelt und am 2.12. bekannt wird.
Am 3.12. tritt Egon Krenz zurück und mit ihm die gesamte SED-Führung. Seit dem 7.12. treffen sich auf kirchliche Initiative Regierung und Oppositon am „Runden Tisch“, die SED reformiert sich zu einer „normalen“ Partei, Gregor Gysi wird zu ihrem Vorsitzenden gewählt, und schließlich wird sie am 17.12. zur PDS „Partei des Demokratischen Sozialismus“ umbenannt. Der Runde Tisch beschließt die sofortige Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (STASI) und Wahlen für den 6.5.1990 (die dann aber bereits am 18.3.stattfinden). Neuer Regierungschef der DDR wird Hans Modrow.